Die Frankfurter Ingrid zu Solms-Stiftung vergibt in diesem Jahr zwei Menschenrechtspreise, die beide unter dem großen Thema Frauenrechte stehen. Die Preisübergabe fand als Hybridveranstaltung statt und konnte sowohl online via Zoom als auch vor Ort im Saal der Evangelischen Akademie in Frankfurt verfolgt werden. Frau Ghafari war dabei live aus Kabul zugeschaltet.
(v.l.) Naïla Chikhi, Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels, Fatma Keser. Auf Video im Hintergrund: Zarifa Ghafari
Der im vergangenen Jahr wegen Corona verschobene Menschenrechtspreis 2020 geht an eine der wenigen Politikerinnen in Afghanistan, an Zarifa Ghafari, die seit Sommer 2018 Bürgermeisterin von Maidan Shar ist, einer Stadt mit 35 000 Einwohnern. Als sie ihr Amt antrat, war sie grade mal 26 Jahre alt, sie hatte sich als einzige Frau unter 138 Anwärtern um den Posten beworben. Zarifa Ghafari wird nicht nur für ihren Einsatz für die Rechte von Frauen ausgezeichnet, sondern auch für ihren Mut. Sie fährt jeden Tag von Kabul unter bewaffnetem Begleitschutz nach Maidan Shar, dort zu leben, wäre zu gefährlich für sie. „Ihre“ Stadt liegt in einer Provinz mit vielen Taliban-Unterstützern. Im November wurde ihr Vater von den Taliban ermordet, davor schon ihr Großvater und Onkel. Zarifa Ghafari lässt sich aber nicht einschüchtern.
Den Menschenrechtspreis 2021 der Ingrid zu Solms-Stiftung erhält die Initiative „Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung", die Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern wie Naïla Chikhi aus Algerien und Fatma Keser aus der Türkei ins Leben gerufen haben. Ihnen geht es darum, all jenen Frauen eine Stimme zu geben und zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen, die unter patriarchalischen und religiösen Zwängen leiden. Ihre praktische Arbeit, geplant sind workshops in Schulen und eine Beratungsstelle, richtet sich zunächst an muslimische Frauen, schließt aber andere Frauen nicht aus. Die Initiative arbeitet auch politisch, wobei für sie die säkulare Demokratie die Grundsäule für Gleichberechtigung ist.
Eine Video-Aufzeichnung der Preisverleihung finden Sie bei YouTube.
Naïla Chikhi, Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels und Fatma Keser; im Hintergrund auf Video: Zarifa Ghafari
Fotos: Dr. Katharina Stüber